Aufruf zu einer inklusiven Kirche
Ein verstärktes Engagement für Menschen mit Behinderung in der Kirche hat der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Seelsorge für Menschen mit Behinderung, Weihbischof Dr. Reinhard Hauke (Erfurt), am Donnerstag, 2. Mai in Aulhausen im Bistum Limburg gefordert. Anlässlich eines Festaktes zur Zukunft der Pastoral für Menschen mit Behinderung unterstrich er das Anliegen einer inklusiven Kirche und kündigte die Veröffentlichung einer inklusiven Arbeitshilfe zu diesem Thema an: „Ich hoffe, diese Arbeitshilfe wird wie das Wort der deutschen Bischöfe ‚unBehindert Leben und Glauben teilen‘ von 2003 ein Meilenstein auf unserem Weg hin zu einer inklusiven Kirche“, so Weihbischof Hauke. Die katholische Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen sei schon aus ihrem Namen heraus inklusiv, da sie alle ihre Gläubigen umfasse. „Das bedeutet auch, dass sie allen Gläubigen – ob unbehindert oder behindert – ein Zuhause des gemeinsamen Lebens und Glaubens sein muss. Sonst ist sie eben nicht mehr katholisch. Gemeinsam wollen wir in diesem Sinne noch ‚katholischer‘ werden“, betonte der Weihbischof.
Dem Festakt vorausgegangen war die Feier eines inklusiven Gottesdienstes in der Marienkirche in Aulhausen, die als Europas einziges von Menschen mit Behinderungen gestaltetes Gotteshaus gilt. Das Konzept der inklusiven Messe „Einfach feiern“ mit Liedern in Einfacher Sprache, wurde in Kooperation des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Bistum Limburg erarbeitet. Beteiligt an der Messe waren unter anderem ein blinder Lektor, ein Pfarrer als Gebärdensprachdolmetscher sowie ein Projektchor von Menschen mit Behinderungen. Die Lesungen wurden in Leichter Sprache und in Deutscher Gebärdensprache vorgetragen und verdeutlichten somit das inklusive Anliegen der Kirche. Weihbischof Hauke trug das für die Arbeitshilfe geplante Vorwort in lautbegleitender Gebärdensprache vor, die er zuvor gelernt hatte.
Weihbischof Hauke erinnerte in Aulhausen daran, dass Menschen, die mit Beeinträchtigungen sowie mit umwelt- und einstellungsbedingten Behinderungen leben, selbst zu Wort kommen müssten. „Der Grundsatz der sogenannten UN-Behindertenrechtskonvention ‚Nicht ohne uns über uns‘ gilt auch für unsere pastorale Arbeit! Wenn wir Menschen mit Behinderung den Raum geben, selbst Zeugnis von ihrem Leben und von ihrem Glauben ablegen zu können, verändert das die Sicht aller Beteiligten und die Sicht auf Behinderungen.“ Um das in der Kirche zu verwirklichen, seien Strukturen notwendig für diese besondere Pastoral. „Es ist den Seelsorgerinnen und Seelsorgern in den Diözesen sowie den Verantwortlichen auf Bundesebene gemeinsam zu verdanken, dass wir eine Konferenz der Diözesanverantwortlichen sowie einen der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz zugeordneten Beirat haben, die in Zusammenarbeit mit dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz regelmäßige Fort- und Weiterbildungen organisieren und in verschiedenen Arbeitsgruppen Projekte ins Leben rufen und gemeinsam verantworten“, betonte Weihbischof Hauke. (pm DBK)
Die geplante Arbeitshilfe wird in den nächsten Monaten erscheinen. Sie trägt den Titel „Leben und Glauben gemeinsam gestalten. Kirchliche Pastoral im Zusammenwirken von Menschen mit und ohne Behinderungen“. Das Dokument nimmt die Grundlinien des Textes der deutschen Bischöfe von 2003 auf und konkretisiert sie für die seelsorgliche Arbeit vor Ort. Anhand von Praxisbeispielen werden pastorale Herausforderungen sowie Handlungsoptionen für die wichtigsten Lebensphasen und Lebensbereiche aufgezeigt. Verantwortliche sowie Mitarbeiter in der Seelsorge sollen mit der Arbeitshilfe unterstützt werden, sich weiter auf den Weg hin zu einer ‚inklusiven Kirche‘ zu machen, die für eine umfassende Teilhabe von Menschen mit Behinderungen steht.