Wache Augen für Menschen mit Behinderung
Sich für die Anliegen von Menschen mit Behinderung einsetzen, sie seelsorglich begleiten und so Inklusion in katholischen Einrichtungen und Pfarreien umsetzen: Das sind die Aufgaben von Frauen und Männern, die nach drei Jahren ihre Fortbildung zu „Brückenköpfen“ abgeschlossen haben. Am Montag, 11. November, überreichte das Team um Jochen Straub, Referent für die Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg, die Abschlusszertifikate und dankte für das Engagement. An der Fortbildung haben Frauen und Männer aus Einrichtungen der Behindertenhilfe sowie verschiedenen Pfarreien teilgenommen.
Christus in Menschen mit Handicap entdecken
„Sie alle sind in einem Bereich tätig, der für uns sehr wichtig ist: der Mensch“, betonte Monsignore Michael Metzler, Vorstandsvorsitzender des Diözesancaritasverbandes im Bistum Limburg, in einem Gottesdienst. „Ich beglückwünsche Sie für die drei Jahre Ausbildung und für den Dienst in der Nähe zu Jesus Christus und den Menschen.“ Derzeit stelle sich das Bistum verstärkt die Frage, für wen Kirche überhaupt da sei. „Wir sind für Jesus Christus da. Wo aber finden wir ihn?“, fragte Metzler. Christus könne man in der Feier der Eucharistie begegnen, ihn aber auch in jedem Menschen entdecken. „Wenn wir als Christinnen und Christen leben, dann kann ich nicht daran vorbei, dass dieser Jesus auch in Armen, Kranken und Menschen mit Behinderung zu finden ist“, machte Metzler klar. Es gelte, Augen und Ohren für diese Form der Begegnung mit Jesus Christus offen zu halten.
Limburger Brückenmodell ist Leuchtturmprojekt
„Als Lerngruppe, die den Weg der Fortbildung miteinander gegangen ist, verbindet sie mehr als nur Fortbildungsinhalte, sondern auch Haltungen, persönliche Überzeugungen und christlicher Glaube“, würdigte Susanne Gorges-Braunwarth, Abteilungsleiterin Pastoral in Netzwerken im Bistum die Teilnehmer. Die „Brückenköpfe“ seien Botinnen und Boten, die „die Liebe Gottes mitten unter den Menschen mit Beeinträchtigungen verkünden, indem sie den Alltag mit ihnen teilen, den christlichen Jahreskreis mit den Bewohnerinnen und Bewohnern gestalten, besondere Ereignisse feiern und Rituale an besonderen Wendepunkten begehen“, betonte die Theologin. Die Arbeit der „Brückenköpfe“ im Limburger Brückenmodell stelle ein Leuchtturmprojekt in der Seelsorge für Menschen mit Handicap dar.
Diözese hat Aktionsplan für Inklusion verabschiedet
„Wir wollen Brücken zwischen Pfarreien und Einrichtungen der Behindertenhilfe bauen“, erklärte Jochen Straub, Referent für die Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg, das Ziel des Limburger Brückenmodells. Auch Menschen mit Behinderung hätten religiöse Bedürfnisse und ein Recht auf seelsorgliche Begleitung. Sie sind Teil der Kirchengemeinde vor Ort. Im Verbund von katholischen Einrichtungen und Pfarreien könnten Angebote geschaffen werden, die sich für Menschen mit und ohne Behinderung eignen. „Inklusion ist ein buntes Miteinander und das dient allen“, so Straub.
Das Bistum Limburg setzt sich für die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen ein und hat als einziges Bistum im Deutschland einen Aktionsplan verabschiedet, um Menschen mit Behinderung volle Teilhabe zu ermöglichen. Neben einer eigens eingerichteten Projektstelle Inklusion hat das Bistum bereits 2017 das Limburger Brückenmodell eingeführt, um Inklusion als Querschnittsthema auch in Pfarreien und katholischen Einrichtungen umzusetzen. Der Fortbildungskurs geht über drei Jahre und beinhaltet sechs Treffen. Die Teilnehmer beschäftigen sich unter anderem mit den Themen Leichte Sprache, Religiöse Symbolik und Spiritualität, Gestaltung von Gottesdiensten, Kirchenraumpädagogik, Trauerarbeit sowie Fragen der seelsorglichen Begleitung. Derzeit gibt es im Bistum etwa 40 Frauen und Männer, die über ihre Arbeit hinaus als „Brückenköpfe“ in Einrichtungen der Behindertenhilfe und Pfarreien tätig sind.