Mit den Augen hören
Jeder hat sie schon mal gepackt, jeder hat sie schon mal getragen und auch ausgepackt – Umzugskisten. Im Dezember 2019 musste das auch die Seelsorge für Menschen mit Hörschädigung tun: Von der Pfarrgemeinde Frauenfrieden in Bockenheim ging es nach Höchst. Dort ist die Seelsorgestelle des Bistums Limburg dafür zuständig, gemeinsam mit Menschen mit Hörschädigung zu feiern, zu leben und zu arbeiten. Unterstützt werden Frauen, Männer und Kinder, die Hörgeräte haben, Cochlea-Implantate tragen, schwerhörig oder gehörlos sind.
Eigentlich, so beschreibt es die neue Seelsorgerin Magdalena Schmidt, die auf die langjährige Gehörlosenseelsorgerin Regina Weleda folgt, ist das "im Grunde genommen eine normale Gemeinschaft- eine einfache Kirchengemeinde, die wie jede andere ist". Trotzdem stechen ihre Mitglieder heraus, "da unsere Gläubigen anders sind und sich vom Rest der Gesellschaft abheben." Sie können nicht hören - sind gehörlos, Augenmenschen oder taub. "Aber auf keinen Fall taubstumm. Im Gegenteil! Sie sind alles andere als stumm. Sie sind kommunikativ, „laut“ und ausdrucksstark, nicht nur mit ihrer Stimme. Sie sprechen in Gebärdensprache, einer Sprache der Hände. Gehörlose sind Augenmenschen. Personen, die mit ihren Augen hören", so Schmidt. Für Kommunikation brauche man nicht unbedingt Ohren. In diesem Fall seien die Augen wichtiger um mit anderen ins Gespräch zu kommen.
Ganz normales Gemeindeleben
Gehörlosenpfarrer Christian Enke aus Frankfurt feiert schon lange Gottesdienste in Gebärdensprache. Dabei unterstützt ihn jetzt auch Magdalena Schmidt, die ausgebildete Sozialarbeiterin und Religionspädagogin ist. Neben dem normalen Gemeindeleben, das sich wie überall zwischen Taufe und Beerdigungen, Gottesdiensten und Festen, Fahrten und Ausflügen abspielt, beraten und unterstützen sie gehörlose Menschen.
Am 28. Februar startet die Gehörlosen-Seelsorge eine Informationsreihe gemeinsam mit der evangelischen Gehörlosengemeinde Frankfurt. Abwechselnd werden in Höchst und im Gehörlosenzentrum in der Rothschildallee 16A Filme mit und über Gehörlose gezeigt. Im Anschluss findet eine Diskussions- und Austauschrunde statt. An jedem der Abende sind Dolmetsche anwesend, die in beide Sprachen übersetzen. Eingeladen sind ALLE, egal ob gehörlos, schwerhörig oder hörend.
Mehr Informationen gibt es bei der Seelsorge für Menschen mit Hörschädigung hoergeschaedigtenseelsorge@ bistumlimburg .de.