Für Menschen mit und ohne Handicap
„Was für ein schöner Tag!“ Käthe Schopen strahlt über das ganze Gesicht. Fast zwei Stunden ist sie aus dem nordrhein-westfälischen Gangelt angereist, um bei einem inklusiven Fest am Freitag, 15. November 2019, im Kloster der Dernbacher Schwestern dabei zu sein. Käthe Schopen lebt in einer Einrichtung der Katharina-Kasper-Gruppe für pflegebedürftige Menschen mit Behinderung. Dass sie in ihrem Leben schon viel Schlimmes erlebt hat, berichtet die alte Dame – und dass der Gottesdienst ihr gut getan hat.
Etwa einhundert Gäste sind am Wochenende der Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Limburg (KEB) gefolgt und haben ein inklusives Fest mit einem Gottesdienst in Leichter Sprache erlebt. Diese besondere Form der Kommunikation ermöglicht Menschen mit Lernschwierigkeiten, aber auch bei beginnender Demenz, komplizierte Sachverhalte zu verstehen. Mit kurzen Sätzen und einfachen Worten entsteht eine sprachliche Barrierefreiheit.
Mit Worten und Gesten fesseln
Den Gottesdienst mit allen Sinnen erfahrbar machen ist das Ziel von Jochen Straub. Der Seelsorger für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg zieht die Gemeinde während der Feier in seinen Bann. Etwa die Hälfte der Anwesenden hat ein Handicap in Form einer geistigen, manchmal kommt auch eine körperliche Behinderung dazu. Viele der Anwesenden sind Kinder. Trotzdem ist es still in der Kirche. Als er sich vor den Altar auf den kalten Boden legt, um das beschwerliche Leben der Katharina Kasper zu verdeutlichen, ertönt fröhliches Lachen. Im Gespräch betont er, dass er sich in der Vorbereitung eines solchen Gottesdienstes intensiv überlegt, welche Gesten die Aussage der Worte noch unterstützen können.
„Katharinas Spuren“
Entdecken können die Teilnehmenden das Leben der Heiligen anschließend auch in einem besonderen Raum, der „Katharinas Spuren“ heißt. Mit einem in Leichter Sprache vom professionellen Limburger Sprecher Jürgen Fritsche gestalteten Audioguide erleben sie, wie beeindruckend die Ordensstifterin noch heute ist. Atmosphärisch sehr dicht vermitteln Fritsche und seine Kollegin Irina Scholz Einblicke in das Leben im Westerwald vor rund 150 Jahren. Der Audioguide ist auch für Menschen geeignet, die nicht auf Leichte Sprache angewiesen sind.
Davon angeregt berichtet die Besucherin Lilli Bastian aus Aulhausen von ihrer schweren Arbeit in einer Wäscherei nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Leben in einer Einrichtung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen war damals sicher ähnlich mühevoll wie das Leben der Katharina Kasper. Trotzdem umgibt Lilli Bastian eine tiefe Zufriedenheit. Auch Anne Badmann von der KEB freut sich über den gelungen Tag. „Wie schön, dass die heilige Katharina heute noch so tief berührt und Menschen zueinander bringt.“ (Krumpholz/clm)
Den Raum „Katharinas Spuren“ im Kloster der Dernbacher Schwestern können Interessierte jederzeit nach Anmeldung erkunden. Der Audioguide in Leichter Sprache steht weiterhin zur Verfügung.